59 research outputs found

    Leitbildprägung und Leitbildgestaltung: Zum Beitrag der Technikgenese-Forschung für eine prospektive Technikfolgen-Regulierung

    Get PDF
    Wer sich des Leitbild-Begriffs bedient, stößt sehr schnell auf eine spürbare Diskurs-Differenz. Einerseits greift dieser Begriff in den unterschiedlichsten Verwendungskontexten rasant Raum, andererseits steht dieser zunehmenden Kontextvielfalt eine mangelnde Begriffspräzision gegenüber. Aus dieser Diskurs-Differenz speist sich eine Diskurs-Ambivalenz: Manchen gilt der Leitbildbegriff al~ neues Code-, anderen schon als Reizwort. Um diese Differenz und Ambivalenz des Leitbild-Diskurses zu überwinden, werden in der vorliegenden Arbeit, ausgehend von einem funktionsanalytischen Modell, Antworten auf folgende zwei Forschungsfragen gesucht: Erstens, welche Präge- und Formierungskraft besitzen Leitbilder in technikgenetischen Prozessen? Zweitens, lassen sich technische und Organisationsleitbilder zielgerichtet gestalten? Während sich die Überlegungen zur Leitbildprägung auf eine technikgeschichtliche Fallstudie, nämlich die Entwicklung der mechanischen Schreibmaschine stützen und sich schwerpunktmäßig darauf konzentrieren, wie sich bestimmte Leitbilder (Diener des Schreibenden, Diener des Schreibens, Massenproduktion und Serienfertigung) in diese Artefakte eingeschrieben haben, geht es bei den Ausführungen zum zweiten Problemfeld vor allem darum, grundsätzliche Ansatzpunkte für eine Veränderung von Organisations-, insbesondere Unternehmensleitbildern herauszuarbeiten, um so Anregungen dafür zur Diskussion zu stellen, wie die kulturspezifischen Filter, durch die technische Leitbilder modifiziert werden, möglicherweise beeinflußt und verändert werden können. Durch graphische Darstellungen sollen die entwickelten Begriffe und Argumentationslinien anschaulich erläutert werden. -- When using the term Leitbild, you are soon confronted with several problems. On the one hand, the term emerges in the most varied contexts of application, on the other hand this increasing variety of contexts is faced with a terminology which is insufficiently precise. Based on a model that analyses the functions of Leitbilder, this paper tries 10 answer the following two questions: first, how important are Leitbilder in the early phases of shaping new technologies? Second, is it possible to create technical and organizational Leitbilder more systematically? While deliberations about the shaping of a Leitbild are based on a tecnohistorical case study - the development of the mechanical typewriter - , the second question concentrates on the design of organizational and especially corporate Leitbilder. The terms and lines of reasoning are illustrated by diagrams and graphs.

    Automobilität und Innovation: Versuch einer interdisziplinären Systematisierung

    Get PDF
    Das Automobil ist nicht nur mit Abstand der Verkehrsträger Nummer 1, sondern es ist ein integraler Bestandteil moderner Gesellschaften und ein Symbol für Status, Wohlstand, Freiheit, Dynamik und Fortschritt. Der harte technische Kern des Autos besteht in einer über hundert Jahre alten Verbrennungsmotorik, bei der fossile Brennstoffe aus der Natur importiert und Treibhausgase in die Natur exportiert werden. Dieser harte technische Kern erweist sich zunehmend als problematisch, und zwar sowohl im Hinblick auf die Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen als auch in Bezug auf die Emissionen und deren Folgen. Im letzten Jahrzehnt wurde deshalb weltweit eine Vielzahl von Innovationen in Angriff genommen, um die fossile Verbrennungsmotorik zu optimieren und zu substituieren. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, dieses breit gefächerte Feld antriebs- und kraftstofftechnologischer Innovationen aus einer interdisziplinären Perspektive zu systematisieren und zu analysieren. Im Zentrum stehen dabei die Entwicklung einer Innovations-Matrix sowie die Diskussion der daraus abgeleiteten Innovations-Cluster. -- Not only is the automobile the world's number one transportation vehicle, it is also a vital part of modern societies. It is as a status symbol representing prosperity, freedom, and progress. The main technical component of the automobile is the more than a century old internal combustion engine which, in order to function, requires fossil fuels. Despite this dependency on nature, however, the toxic gases it produces are responsible for an important part of the pollution to our environment. Thus the internal combustion engine is increasingly becoming a problem due to the limitation of the fossil fuels it requires, on the one hand, and to the toxic emissions and subsequent environmental pollution it produces on the other. For the past decade, a multitude of technical innovations have been presented and implemented worldwide in order to optimize or even provide a substitute for the internal combustion engine. It is the purpose of this paper to attempt to analyse this wide variety of innovations in the fields of alternative fuels and new engine types from an interdisciplinary perspective. This analysis is centred around the development of an innovation matrix and the discussion of the innovation- cluster derived from it.

    Leitbildzentriertes Organisationslernen und technischer Wandel

    Get PDF
    Die Gesellschaften der Moderne befinden sich in einem tiefgreifenden Wandlungsprozeß, in dem sich die gewohnten Kontexte des Organisationslernens grundlegend und nachhaltig verändern. Durch diesen Kontextwandel werden zunehmend nicht nur scheinbar gesicherte Resultate, sondern vor allem auch erprobte und bewährte Wege bisherigen Organisationslernens in Frage gestellt. Dies bedeutet allerdings nicht, daß eine Veränderung der Lernkontexte automatisch auch zu einer Veränderung des Organisationslernens führt. Das kann, muß aber nicht so sein. Dies wird sehr anschaulich deutlich, wenn man sich dem technischen Wandel zuwendet und untersucht, wie er von Organisationen wahrgenommen und bewältigt wird. Dabei zeigt sich, daß Leitbilder einen erheblichen Einfluß darauf haben können, was und wie in Organisationen gelernt wird. Die vorliegende Studie ist darauf fokussiert, den Zusammenhang zwischen Organisationslernen, technischen Wandel und Leitbildern zu beleuchten und an Hand dreier Fallbeispiele exemplarisch herauszuarbeiten. Alle drei Fallbeispiele haben einen gemeinsamen Hintergrund. Zum einen beziehen sie sich auf einen bestimmten technischen Wandel, nämlich auf die sich seit Mitte der 60er Jahre herausbildenden neuen Informations- und Kommunikationstechniken und dabei speziell auf einen Basisprozeß dieses Wandels, und zwar die Computerisierung der Alltagswelten. Zum anderen wird in allen drei Fällen das auf diesen technischen Wandel gerichtete Organisationslernen von Leitbildern nicht nur schlechthin beeinflußt, sondern so wesentlich geprägt, daß hier von einem leitbildzentrierten Organisationslernen gesprochen werden muß. -- The crisis of modernity currently experienced by a large number of contemporary societies is significantly changing the established context for organizational learning. These changes are profoundly challenging, established and proven ways in which organizations learn. This paper focusses on the relationship between technological change as a potentially powerful trigger and 'Leitbilder' (guiding visions) on the process of organizational learning. Three case studies from recent developments in the information and communication technologies are used as illustrations. Based on this case study material, the paper argues that organizational learning, stimulated by these technological changes, is strongly influenced by the relevant 'Leitbilder', concluding that in these situations, the organizational learning process can be described as 'Leitbild' centered.

    Festgefahren? Der Automobilpakt im 21. Jahrhundert

    Get PDF
    Die sich gegenwärtig in den modernen Gesellschaften abzeichnenden Umbruchprozesse werden in den Sozialwissenschaften aus sehr verschiedenen Perspektiven beschrieben, so etwa als Paradigmenkrise, als Krise der organisierten Moderne, als Krise des industrialisierten Sozialstaates oder als Verfall sozialen Kapitals. In diesen unterschiedlich fokussierten Krisenanalysen wird immer wieder auf einen Trend aufmerksam gemacht, der im Hinblick auf das Wanken der sozialen Welt von besonderem Interesse ist, nämlich die Auflösung traditioneller sozialer Beziehungsgeflechte und die Erosion jahrzehntealter gesellschaftlicher Konsense. Einer der traditionsreichsten und mächtigsten gesamtgesellschaftlichen Konsense, der Automobilpakt, scheint von diesem Trend bislang nicht berührt zu sein. Dieser Pakt zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Krisenresistenz aus, sondern es ist auch davon auszugehen, daß er bis weit hinein in die zweite Dekade des 21. Jahrhunderts stabil bleiben wird. Durch eine nähere Betrachtung der sozio-kulturellen Reichweite und der sozio-technischen Spielräume des Automobilpaktes wird verständlich, worin dessen Stabilität gründet. Bei einer solchen Betrachtung wird auch ein Phänomen erkennbar, das nicht nur für den hier diskutierten Konsens, sondern möglicherweise auch darüber hinaus für ein tieferes Verständnis der angelaufenen sozialen Umbruchprozesse von Bedeutung sein konnte. Dieses Phänomen ließe sich vielleicht am besten als stagnierende Innovation beziehungsweise innovative Stagnation oder kurz als Stagnovation bezeichnen. -- The variety of problems and massive transformations currently observed in modern society is described by social scientists in many different ways. These include paradigm crises, a crisis of the modern age, a crisis of the industrialized social State, or as the decline of social capital. Yet in these differently-focused crisis analyses, one trend is consistently emphasized, one which is of significant interest in regards to the faltering social structure. This trend is the dissolution of traditional social networks and the erosion of decades-long social consenses. However, one of the most traditional and powerful collective social consenses, that of the automobile industry, appears to this day not to have been affected by this trend. Characterized by a high resistance to crises, this consensus shows signs that it will continue well into the 21 st Century. Through a careful examination of the social/cultural reach and the social/technical environment of the automobile consensus, it becomes apparent how this stability is obtained. Through such an examination, a phenomenon is noted which, in addition to holding true for the automobile consensus, could lead to a deeper understanding of the recent social unrest and transformation processes. This phenomenon is perhaps best described as „stagnant Innovation, „innovative stagnation - or simply, „Stagnovation.

    Wissensmanagement und Zukunft: Orientierungsnöte, Erwartungsfallen und 4D-Strategie

    Get PDF
    Wenn heute im wachsenden Maße Zukunftsthemen diskutiert werden, so ist dies nur teilweise dem näherrückenden und zweifellos sehr symbolträchtigen Jahrtausendwechsel zuzuschreiben. Das zunehmende Interesse an der Zukunftsproblematik verdankt sich nämlich weniger dem kalendarischen Übergang in das 21. Jahrhundert, als vielmehr einer umfassenden und tiefgreifenden Krise, in der sich die Gesellschaften der Moderne befinden. In dieser Situation erscheint vielen Menschen die Zukunft erheblich ungewisser, als dies noch vor einem Jahrzehnt der Fall war, und auch in vielen Organisationen greifen zunehmend Orientierungsnöte Raum. Die Erwartung, das Wissensmanagement könne hier Abhilfe schaffen, ist berechtigt aber auch problematisch. Sie ist berechtigt, weil es in der Tat einen Beitrag dazu leisten kann, sich über die Breite, Tiefe und Richtung der angelaufenen Krise Klarheit zu verschaffen und nach praktikablen Wegen ihrer Bewältigung zu suchen. Sie ist jedoch insofern problematisch, als dieser Beitrag sehr leicht entweder über- oder unterschätzt wird. Die vorliegende Studie ist darauf fokussiert, einen Ansatz zur Diskussion zu stellen, auf den sich ein praxis- und zukunftsorientiertes Wissensmanagement stützen kann, ohne dabei in die gängigen Über- und Unterschätzungsfallen zu geraten. Er ist darauf ausgerichtet, die Krise, in der sich die Organisationen gegenwärtig befinden, synchron aus vier sich ergänzenden Perspektiven zu durchdenken und kann als Strategie des miteinander verbundenen Anders-, Zurück-, Quer- und Umdenkens oder, kürzer, als „4D- Strategie bezeichnet werden. Diese Strategie wird zunächst an Hand ausgewählter Beispiele skizziert und abschließend im Hinblick auf ihre Grenzen und Chancen resümiert. -- The growing interest in the future and in future studies we are currently observing can only partially be attributed to our coming close to the symbolically powerful change in milleniums. It must also be attributed to a broad and profound crisis of modernity which most highly developed societies are experiencing. It is due to this fundamental crisis that more and more individuals and groups are expressing great uncertainty about the future, far more so than was the case a decade ago. Not only individuals, but also organizations strongly express the need for guidance and orientation. There is wide-spread expectation that knowledge management could help in this context. This is justified since knowledge management can contribute to enhancing our understanding of the general direction, potential corridors of development, depth and breadth of the crisis. However, these expectations are also quite problematical since individuals and organizations easily tend to over- or underestimate the scope and significance of such a contribution. This paper presents an approach to knowledge management which tries not to over- or underestimate the scope of such a contribution. It guides organizations to systematically and simultaneously analyze complementary perspectives of dealing with the future labelled the 4D strategy. The paper describes these 4 elements of the strategy, illustrates their application by using case study material, and discusses chances and limits of the approach to enable organizations to better deal with an uncertain and turbulent future.

    Lernkonventionen und Leitbilder: Zum Organisationslernen in Krisen

    Get PDF
    Vieles deutet darauf hin, daß sich die Gesellschaften der Moderne in einer umfassenden und tiefgreifenden Krise befinden, und zwar einer Krise, von der nicht mehr nur einzelne, sondern zunehmend alle Organisationen der Gesellschaft betroffen sind, und in der deren Existenzberechtigung nachhaltig und von Grund auf in Frage gestellt wird. In dieser Situation ist Lernen für Organisationen in doppelter Hinsicht ein zentrales Problem. Zum einen gewinnt das Organisationslernen eine existenzielle Bedeutung, weil der Fortbestand einer Organisation entscheidend davon abhängt, ob und inwieweit in ihr Lernbereitschaft und Lernfähigkeit ausgeprägt sind. Zum anderen erweist sich Organisationslernen speziell in Krisenzeiten als äußerst schwierig und fallweise auch als unmöglich. Die vorliegende Studie ist darauf fokussiert, diese Problemlage aus zwei sich ergänzenden theoretisch-konzeptionellen Perspektiven zu analysieren, nämlich der Konventions- und der Leitbild- Perspektive. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen dabei drei Fragen: erstens, was sind Lernkonventionen; zweitens, wie bilden sie sich heraus; und drittens, welche Rolle spielen Leitbilder bei ihrer Formierung. Diese Fokussierung ermöglicht es, Lernprozesse und -Strukturen in den Blick zu bekommen, die sowohl in der Theorie als auch in der Praxis des Organisationslernens bislang kaum oder gar nicht beachtet wurden, die jedoch gerade im Hinblick auf eine erfolgreiche Krisenbewältigung zunehmend bedeutsamer werden dürften. -- The crisis of modernity which is being experienced by a significant number of contemporary societies has a severe impact not only on individuals, but also on nearly all organizations. Their function and the way they operate is being profoundly challenged. The longterm existence and wellbeing of many organizations, therefore, increasingly depends on their preparedness and ability to learn. Organizational learning has become a crucial issue. However, in times of deep crises, it is a very difficult, often an impossible task. This paper discusses the problems of organizational learning in crisis situations using two conceptual angles: the theory of conventions and the concept of 'Leitbilder' (guiding visions). It focusses on three central questions: the definition of conventions, their genesis, and the role of 'Leitbilder' in the formation of conventions. This approach serves as the basis for a new orientation in the study of organizational learning processes and those factors enabling or hindering it. The paper attempts to demonstrate that such a conceptual perspective is of specific relevance in an organization's struggle with the current crisis of modernity.

    Corporate social reporting revisited

    Get PDF
    The intensity and scope of attention to the (negative) impacts of business activities on the social and natural environment have waxed and waned over the past forty years. A revival of interest on a wide scale is visible and audible again today. Numerous organizations, including the United Nations, the European Commission, national governments, and public interest groups, are calling for business to publish reports documenting their impacts on society and the environment. What can be learned from the early years of work in the area of corporate social responsibility and responsiveness, and how must the methods be altered in light of the changes that have occurred in the way the topic is defined today and in light of the new media available, especially the internet? This article tackles these two questions first by recalling which of the original concepts were found particularly useful, outlining their key strengths and weaknesses, and then by exploring the factors that currently characterize the field. -- Die Diskussion über die Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf die soziale und natürliche Umwelt hat in den letzten vierzig Jahren große konjunkturelle Schwankungen erfahren. War zu bestimmten Zeiten die Intensität sehr hoch, mit der soziale Forderungen an die Unternehmen gestellt wurden, konnte man zu anderen Zeitpunkten, besonders unter der Dominanz des neoliberalen Wirtschaftsparadigmas, beobachten, wie die Verantwortung des Unternehmens gegenüber der Bezugsgruppe Anteilseigner unter dem Schlagwort shareholder value im Vordergrund der Diskussion stand. Heute ist in großem Umfang und in vielen Ländern ein Neuaufleben des Interesses an einer breit definierten gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen festzustellen.

    Zu einer modernen Ökonomie der DDR: Leitlinien für eine öffentliche Strategiediskussion

    Get PDF
    Die DDR befindet sich in einem »Teufelskreis« von ökonomischen, ökologischen, ideologischen, theoretischen und machtpolitischen Zwängen. Weder der von vielen für einzig möglich erachtete Pfad eines nationalistischen Kapitalismus der freien Konkurrenz noch die sichere Sackgasse des real existierenden Sozialismus weisen einen Ausweg aus dem Teufelskreis. Denn weder lokal noch global läßt sich die Ökonomie einer modernen Gesellschaft über eine Universalisierung der bekannten Marktmechanismen und/oder der tradierten Machtdispositive gestalten. Einzig durch eine öffentliche Förderung dezentraler Kooperationsinitiativen, die die Subjekte und Kollektive zu eigenverantwortlicher Steuerung der Innovationsprozesse in den Alltagswelten und in der Gesamtgesellschaft motivieren, könnte sich die DDR-Gesellschaft zu einer wahrhaft modernen Gesellschaft transf armieren. Konkrete Kooperationsprojekte auf allen gesellschaftlichen Ebenen (und darin eingeschlossen solche der wirtschaftlichen Ost-West-Kooperation) müßten, so Marz, strategisch, eng und demokratisch, nicht aber kurzfristig, locker und elitär konzipiert und realisiert werden. Vor allem aber müßten sie aiif dem Prinzip der Reziprozität aufbauen - d.h. auf einer wechselseitigen Nutzung der Stärken eines jeden Kooperationspartners

    Innovation als Valorisierung: die Karriere der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie in Deutschland von 1970-2010 ; eine Fallstudie

    Full text link
    "In dem vorliegenden Discussion Paper werden erste Ergebnisse des Projektes 'Valorisierungsallianzen und Valorisierungsagenturen' vorgestellt, das auf der Basis und im Rahmen des Forschungsprogramms der Abteilung 'Kulturelle Quellen von Neuheit' entwickelt wurde. Empirisch ist das Projekt auf die Karriere der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie in Deutschland von 1970 bis 2010 fokussiert. In Anschluss an Boris Groys werden die Innovationen in diesem Technologiefeld aus einer spezifisch kulturalistischen Perspektive betrachtet, und zwar als Valorisierungs- oder Umwertungsprozesse. Dies ermöglicht es, bislang wenig oder gar nicht beachtete Innovationsfaktoren systematisch in den Blick zu bekommen. Die Valorisierung der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie hat eine sehr wechselvolle Geschichte, die 200 Jahre zurückreicht und in der sich sehr unterschiedliche Valorisierungsdynamiken beobachten lassen. In Deutschland machte diese Technologie seit Beginn dieses Jahrzehnts eine ebenso überraschende wie steile Karriere. Dabei zeigt sich, dass dieser Karriereschub wesentlich auf die Arbeit von Valorisierungsallianzen zurückzuführen ist, die ein spezifisches Valorisierungsmanagement entwickelten, um die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie einer breiten gesellschaftlichen Nutzung und Verwertung zuzuführen. Dieses Valorisierungsmanagement besteht wesentlich darin, dass die Valorisierungsallianz spezifische Valorisierungspraktiken, nämlich das 'Agency Creating', das 'Agenda Setting' und das 'Networking' entwickelte, die dann zielgerichtet über unterschiedliche Valorisierungsebenen, und zwar die ökonomische, politische, regionale, europäische und ökologische Ebene, entfaltet wurden. Dabei kommt den durch die Allianz geschaffenen Valorisierungsagenturen eine zentrale Rolle zu. Besonders deutlich wird dies bei der Genese der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW), die, wenn man so will, den Generalstab der Valorisierung dieser Technologie in Deutschland bildet." (Autorenreferat)"This discussion paper presents the first results of a study on valorization alliances and agencies, one of the projects being carried out in the research unit 'Cultural Sources of Newness'. Empirically, this project focuses on the development of hydrogen and fuel-cell technology in Germany from 1970 to 2010. With reference to the work of Boris Groys, innovation in this field of technology has been examined from a specific cultural-based perspective, namely as valorizing or reassessment processes. This cultural perspective enables us to systematically study innovation factors which have hitherto received little or no consideration. The valorization of hydrogen and fuel cell technology has had a very changeful existence over the past two hundred years in which many different valorization dynamics can be observed. For the past decade, this technology has had a surprising upswing in Germany. It has been shown that this is primarily the result of the work of valorization alliances which have developed a specific form of valorization management enabling hydrogen and fuel-cell technology to be implemented in broader social contexts. This valorization management consists mainly due to the fact that the alliances have developed practices such as 'agency creating', 'agenda setting' and 'networking' which were adapted to various valorization levels, e.g. economic, political, regional, European and ecological. The valorization agencies created through this alliance play a central role. This becomes particularly clear in the case of the National Organization of Hydrogen and Fuel-Cell Technology (NOW), the main valorization agency for this technology in Germany." (author's abstract

    Die Evaluations-Matrix: Ein Tool zur Bewertung antriebs- und kraftstoff-technologischer Innovationen in der Automobilindustrie

    Get PDF
    Das Automobil ist nicht nur mit Abstand der Verkehrsträger Nummer 1, sondern es ist ein integraler Bestandteil moderner Gesellschaften und ein Symbol für Status, Wohlstand, Freiheit, Dynamik und Fortschritt. Der harte technische Kern des Autos besteht in einer über hundert Jahre alten Verbrennungsmotorik, bei der fossile Brennstoffe aus der Natur importiert und Treibhausgase in die Natur exportiert werden. Dieser harte technische Kern erweist sich zunehmend als problematisch, und zwar sowohl im Hinblick auf die Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen als auch in Bezug auf die Emissionen und deren Folgen. Im letzten Jahrzehnt wurde deshalb weltweit eine Vielzahl von Innovationen in Angriff genommen, um die fossile Verbrennungsmotorik zu optimieren und zu substituieren. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, dieses breit gefächerte Feld antriebs- und kraftstofftechnologischer Innovationen aus einer interdisziplinären Perspektive zu systematisieren und zu evaluieren. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung einer Evaluations- Matrix. Mit dieser Matrix werden zwei Ziele verfolgt. Erstens sollen die Innovationen mit Hilfe technischer, ökonomischer und ökologischer Parameter quantifiziert werden. Aufbauend darauf werden diese Innovationen dann zweitens im Hinblick auf die Erreichung gesetzlicher Zielvorgaben miteinander verglichen und bewertet. -- Not only is the automobile the world's number one transportation vehicle, it is also a vital part of modern societies. It is a status symbol representing prosperity, freedom, and progress. The main technical component of the automobile is the more than a century old internal combustion engine which, in order to function, requires fossil fuels. Despite this dependency on nature, the toxic gases it produces are responsible for an important part of the pollution to our environment. Thus the internal combustion engine is increasingly becoming a problem due to the limitation of the fossil fuels it requires, on the one hand, and to the toxic emissions and subsequent environmental pollution it produces on the other. For the past decade, a multitude of technical innovations has been presented and implemented worldwide in order to optimize or even provide a substitute for the internal combustion engine. It is the purpose of this paper to attempt to analyse this wide variety of innovations in the fields of alternative fuels and new engine types from an interdisciplinary perspective. This analysis is centred around the development of an evaluation matrix. This matrix has two aims, the first of which is to quantify these innovations by using technical, economical and ecological parameters. Based on these parameters, the innovations are then compared and evaluated with regard to meeting the statutory objectives.
    • …
    corecore